In einem alten, heruntergekommenen Zirkus ist Otello dazu verdammt seine persönliche Tragödie darzustellen; es ist dies die Strafe für den von ihm begangenen brutalen Mord. In der Manege sind ihm auch die anderen Figuren aus der Oper von Verdi und der Tragödie von Shakespeare zur Seite gestellt: Desdemona, Cassio, Jago, Roderigo und Emilia führen dabei die üblichen Rollen der Zirkusakteure aus, sie sind Akrobaten, Messerwerfer, Gleichgewichtskünstler, Diener und Dompteur. Seit Jahren schon und das jeden Tag, auch mehrmals, wiederholt sich somit diese Tragödie der Eifersucht, sodass die Darsteller inzwischen abgestumpft, schwach und zerbrechlich geworden sind, unfähig dieses Karussell von menschlichen Gefühlen aufzuhalten, das unweigerlich in die Tragödie mündet. In diesem Zirkus erahnt man die Geister der Opfer der Frauenmorde die, wenn auch scheinbar ohne Erfolg, versuchen diesen Reigen aufzuhalten und die Zuschauer daran zu erinnern, dass eine mörderische Liebe gegen die Natur ist!
„Otello Circus“ ist entstanden aus dem Zusammentreffen zwischen dem Teatro la Ribalta – Kunst der Vielfalt aus Bozen und dem Orchester AllegroModerato aus Mailand, wobei unter Berücksichtigung der jeweiligen Eigenheiten ein musikalisch-theatralisches Werk entstanden ist, Otello, das sich an die Oper von Verdi und die Prosa von Shakespeare anlehnt. Die “andersfähigen” Schauspieler und Musiker zeigen uns die Oper mit ihrem persönlichen Zugang, einer außergewöhnlichen Poetik, indem sie den großen Reigen der menschlichen Gefühle inszenieren, beherrscht von der Leidenschaft und dem Ehrgeiz der Darsteller.